CORONA BEFLÜGELTE AUCH DIE TELEFONBERATUNG IN PRAXEN
Schon zu normalen Zeiten wird die ausschließliche telefonische Beratung in Praxen deutlich nachgefragt. Im März, dem Beginn des Lockdowns, glühten dann die Drähte in den Praxen.
Berlin. Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur für einen Digitalisierungsschub in Haus- und Facharztpraxen gesorgt. Sie hat auch die Nutzung eines altbewährten Instrumentes beflügelt: Im März 2020 – als der bundesweite Lockdown begann – verzeichneten die niedergelassenen Haus- und Fachärzte eine um rund eine halbe Million gesteigerte Nachfrage nach ausschließlicher telefonischer Beratung.
Das geht nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) aus den vertragsärztlichen Abrechnungsdaten des ersten Quartals 2019 und den Frühinformationen zu den Abrechnungsdaten des ersten Quartals von 14 Kassenärztlichen Vereinigungen hervor.
Bereits Anfang März deutliche Nachfragesteigerung
Wie das Zi erinnert seien mit Beginn der Kontakteinschränkungen ab dem 16. März Patienten zunehmend konsequent zu Hause geblieben, mussten medizinische Maßnahmen auf das Notwendigste reduziert und neue Wege, etwa im Bereich der Telekonsultation, gesucht werden.
Die stärkste Zunahme bei der Telefonberatung ist im Zeitraum vom 18. bis 24. März zu beobachten – also kurz nach Schließung der Schulen und mit Beginn der weiteren Kontakt- und Mobilitätsbeschränkungen. Absolut rechneten Ärzte hier in den 14 ausgewerteten KVen 286.688 ausschließliche Telefonberatungen ab – 205.642 und damit 253,73 Prozent mehr als in der Vorjahreswoche. In der Woche danach sank der Anstieg rapide ab, wurden nur noch 133.172 telefonische Beratungen mehr als in der Vorjahreswoche abgerechnet, was einer Steigerung um 172,64 Prozent entspricht.
Anfang März scheint bei den Patienten die Angst vor einer SARS-CoV-2-Infektion in der Arztpraxis auch schon ausgeprägt gewesen zu sein. So fragten sie in der ersten Märzwoche 47,71 Prozent mehr ausschließliche telefonische Beratungen nach, in der Woche darauf waren es 145,07 Prozent mehr.
285.000 Prozent Steigerungsrate bei Videosprechstunden
Eine astronomische Zunahme verzeichneten die Haus- und Facharztpraxen nach Zi-Zahlen bei der Videosprechstunde – bis dato eher ein Mauerblümchen in der ambulanten Versorgung. In der letzten Märzwoche rechneten die Ärzte in den 14 analysierten KVen 88.390 Videosprechstunden ab – gigantische 285.029,03 Prozent mehr als in der betreffenden Vorjahreswoche, als gerade einmal 31 Telekonsultationen abgerechnet wurden. In der ersten Märzwoche rechneten die Ärzte laut Zi 1168 Videosprechstunden ab, in der zweiten waren es bereits 8663 und in der dritten Woche – dem Beginn des Lockdowns – 47.227.
Die von Woche zu Woche steigende Zunahme der Videosprechstunde dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass viele Praxen erst nach und nach überhaupt ein solches digitales Tool in ihrer Praxis etabliert haben, der Wettbewerb der Anbieter mit der befristeten kostenlosen Nutzung ihrer Videosprechstunden-Lösungen also erst richtig Fahrt aufgenommen hat.