UMFRAGE: WER EINMAL ANGESCHLOSSEN IST, KOMMT MIT DER TI KLAR
Wie kommen die Praxen mit der Anbindung an die Telematik-Infrastruktur zurecht? Eine Befragung der KV Westfalen-Lippe unter angeschlossenen Mitgliedern zeigt, dass die Probleme, die auftreten, lösbar sind – und dass der Praxisbetrieb im Alltag nicht gestört wird.
DORTMUND. Nach der Anbindung an die Telematik-Infrastruktur (TI) ist das Versichertenstammdaten-Management in Praxen nur mit einem vergleichsweise geringen Zeitaufwand verbunden. Bei mehr als der Hälfte dauert der Vorgang maximal zehn Sekunden, in fast 40 Prozent der Praxen zwischen elf und 20 Sekunden, wie eine Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe ergab. „Das kann man in den Anmeldeprozess der Patienten problemlos einbinden“, so Vorstand Thomas Müller bei der Vertreterversammlung in Dortmund.
Die KVWL hatte im September 2018 Mitglieder befragt, die bereits an die TI angebunden sind. Von 1898 Fragebögen kamen bis Ende des Jahres 1142 zurück – eine Rücklaufquote von stolzen 60 Prozent. „Wir wollten uns einen Überblick darüber verschaffen, wie die Installation und der Betrieb bei der Telematik-Infrastruktur laufen“, berichtet Müller. Diese Befragung sei bundesweit einmalig.
TI-Anbindung auf dem Prüfstand
Ziel der Erhebung sei es gewesen, die Kinderkrankheiten bei der TI zu identifizieren und dafür zu sorgen, dass sie den Ärzten, die sich künftig noch anschließen, erspart bleiben. Zum Zeitpunkt der Erhebung standen den Praxen ausschließlich die Konnektoren der CompuGroup zur Verfügung, inzwischen sind weitere Anbieter hinzugekommen.
Bei über 75 Prozent der Praxen dauerte die Installation der Komponenten laut Befragung weniger als vier Stunden. Aktuell habe sich der Wert auf weniger als zwei Stunden verringert, versichert Müller. „Darauf können sich alle einstellen, die noch nicht angeschlossen sind.“ 27 Prozent der Praxen hatten Probleme bei der Installation der Komponenten. Dabei standen die fehlende Verbindung zur TI (29 Prozent) und der Absturz des Konnektors (27 Prozent) im Vordergrund.
In vielen ländlichen Regionen bereite die schlechte Internetverbindung Schwierigkeiten. Bei rund 90 Prozent waren laut Müller die Probleme zum Zeitpunkt der Befragung behoben – bei fast 50 Prozent durch Fernwartung und bei 40 Prozent durch einen Techniker vor Ort. 16 Prozent der Ärzte berichteten über Probleme beim Betrieb der Komponenten.
Auch hier spielten die fehlende TI-Verbindung und der Absturz des Konnektors die zentrale Rolle. Bei den Konnektoren hätten Updates der Programme geholfen, so der KVWL-Vorstand. Bei 73 Prozent der Praxen waren die Probleme zum Zeitpunkt der Befragung behoben, bei 27 Prozent nicht.
Bei der Unterstützung durch das Softwarehaus gab es noch Luft nach oben. Nur 51 Prozent der teilnehmenden Ärzte fanden Service und Support zufriedenstellend. Defizite sahen sie vor allem bei der Erreichbarkeit und den Reaktionszeiten. Beides habe sich nach der Rückmeldung durch die KVWL verbessert, betont Müller. „Die CompuGroup hat das Verbesserungspotenzial erkannt.“
Im Herbst 2018 war laut der Befragung noch eine erkleckliche Zahl ungültiger elektronischer Gesundheitskarten im Einsatz. Bei 44 Prozent der Praxen war das bei höchstens zehn Prozent der Patienten der Fall. In immerhin elf Prozent der Fälle hatten mehr als 30 Prozent der Patienten eine veraltete Karte dabei.
KVWL appelliert an Fristwahrung
Die KVWL habe die Ergebnisse der Befragung sowohl Herstellern als auch anderen KVen und der KBV zur Verfügung gestellt. Da in vielen Teilen von Westfalen-Lippe die schwache Internet-Anbindung für Probleme sorge, habe Müller den nordrhein-westfälischen Wirtschaftsminister Professor Andreas Pinkwart um Information gebeten, wann mit Breitbandausbau auf dem Land zu rechnen sei.
Zurzeit sind in Westfalen-Lippe rund 40 Prozent aller Praxen an die TI angeschlossen. Müller appellierte an alle anderen, bis Ende März die notwendigen Komponenten zu bestellen.„Sicherheit, Anbietervielfalt und Refinanzierung sind gegeben.“ Aus KV-Sicht gebe es keinen Grund mehr, sich der Vernetzung zu verweigern. Klar sei, dass kein Arzt, der bis Ende März bestellt, Sanktionen zu befürchten habe, falls die Industrie die Installation bis 30. Juni nicht hinbekommt, so Müller.
40 Prozent aller Praxen in Westfalen-Lippe sind laut einer Befragung der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (KVWL) derzeit an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen.