Telematikinfrastruktur: Neue Förderung für Konnektoren vereinbart!
Ärzte erhalten im dritten Quartal nun doch deutlich mehr Geld für den Anschluss an die Telematikinfrastruktur. Nach langen Verhandlungen haben sich KBV und Kassen auf eine Nachbesserung der Förderung geeinigt.
BERLIN. Das war eine schwere Geburt: Nachdem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) keine Empfehlung für den Anschluss an die Telematikinfrastruktur mehr geben wollte, weil die Förderung durch die Kassen ab dem dritten Quartal nicht mehr ausgereicht hätte, haben sich KBV und GKV-Spitzenverband mit Hilfe des Bundesschiedsamtes auf eine Nachbesserung der Fördervereinbarung für Ärzte geeinigt.
Demnach sinkt die Förderung nicht mehr, wie ursprünglich vorgesehen, um knapp 1200 Euro auf rund 720 Euro, sondern nur noch etwa um 200 Euro auf jetzt 1719 Euro für einen Konnektor. Faktisch wird die Förderung damit um 1000 Euro im Vergleich zu den vorherigen Plänen aufgestockt.
Der Konnektor bildet das Bindeglied zwischen Arzt-EDV und Telematikinfrastruktur. Mit seiner Hilfe können Ärzte sicher (über einen VPN-Tunnel) mit Kollegen kommunizieren und andere Dienste der TI nutzen – zum Beispiel E-Akte, Stammdatendienst und E-Medikationsplan –, sobald diese verfügbar sind.
Im vierten Quartal soll die Förderung nochmals um zehn Prozent sinken – auf dann 1547 Euro für die Installation eines Konnektors, wenn die Arztpraxis dann auch automatisiert den Stammdatenabgleich vornimmt.
Kriedel: "Notwendige Sicherheit geschaffen"
"Wir haben die dringend notwendige Sicherheit geschaffen für die Praxen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten", erklärte KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel laut gemeinsamer Pressemitteilung von KBV und GKV-Spitzenverband.
"Es ist an der Industrie, durch die Bereitstellung geeigneter Produkte dafür zu sorgen, dass alle Arztpraxen, die gesetzlich Versicherte behandeln, die notwendige technische Ausstattung rechtzeitig erhalten können", kommentierte Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, die Vereinbarung.
KBV und GKV-Spitzenverband gehen laut Mitteilung weiterhin davon aus, "dass es in den nächsten Monaten, wie von der Industrie schon seit langem zugesagt, mehrere Anbieter von Konnektoren geben wird". Dies, so die Hoffnung beider, sollte zu einer Senkung der Angebotspreise führen.
Weitere Anbieter erwartet
Ein zusätzlicher Anbieter ist das österreichische Technologieunternehmen RISE. Sobald der Konnektor dieses Unternehmens am Markt grundsätzlich für alle Arztpraxen verfügbar ist – voraussichtlich wird dies gemäß den Entwicklungsvorgaben der gematik zu einem Preis unter 1000 Euro sein –, haben GKV-Spitzenverband und KBV vereinbart, innerhalb einer Frist von zwei Wochen vor dem Hintergrund der dann aktuellen Marktsituation die geltende Vereinbarung zu überprüfen und gegebenenfalls ab dem Folgequartal anzupassen, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
Nach der Verunsicherung der Ärzte angesichts der drohenden sinkenden Förderung wird sich nun zeigen, wie die Anbieter auf das neue Förderszenario reagieren.
Bislang hat nur ein Anbieter alle Vorgaben von Betreibergesellschaft gematik und Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erfüllt: CompuGroup Medical.
Weitere Anbieter werden in den kommenden Wochen am Markt erwartet. Als erstes wird voraussichtlich die Deutsche Telekom die Zulassung für ihren Konnektor erhalten.
Die CompuGroup hat auf die Einigung mit einem neuen Angebot für Ärzte reagiert: Das Unternehmen übernimmt laut Pressemitteilung bei Ärzten, die bis zum 15. Juni den TI-Anschluss bestellen, bis zum 30. Juni aber keinen Installationstermin erhalten haben, die Differenz zur Förderung im dritten Quartal 2018.
27.000 Praxen haben sich für Anbindung entschieden
Dennoch gibt es laut ARD-Wirtschaftsmagazin "plusminus" Zweifel daran, dass alle Praxen rechtzeitig die nötige Ausstattung erhalten können. Die Bundesregierung mache dagegen Druck, dass das Projekt vorangeht.
In einer Reaktion auf die Sendung am Mittwochabend hat CompuGroup Medical (CGM), bislang einziger Anbieter eines Konnektors zum Anschluss an die TI, darauf hingewiesen, dass das Unternehmen in der Lage sei, "bei entsprechender Nachfrage alle Arztpraxen, auch die, die nicht unsere Praxissoftware einsetzen, pünktlich an die Telematikinfrastruktur anzubinden".
Fast 20.000 Praxen nutzten die TI bereits täglich, mehr als 27.000 Praxen hätten sich bereits für die Anbindung entschieden, so CGM. Die KBV bestätigt auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" die Anzahl der angeschlossenen Ärzte. (ger)