ROLLOUT DES E-REZEPTS: FREIWILLIG AB 1. SEPTEMBER
Die Umstellung von Papier- auf Digitalrezept soll sich bis ins kommende Jahr ziehen. Gestartet wird in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe – freiwillig.
Die gematik hat den Fahrplan zur flächendeckenden Einführung des E-Rezepts aus Sicht der niedergelassenen Leistungserbringer formuliert. Wie die Digitalisierungsagentur am Mittwoch bekanntgab, soll die Umstellung auf die elektronische Verordnung stufenweise vonstatten gehen. Darauf hätten sich die gematik-Gesellschafter jetzt einstimmig geeinigt.
Zunächst würden ab 1. September dieses Jahres Pilotpraxen und -kliniken der KV-Bezirke Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe – „hochlaufend“ wie es wörtlich heißt – E-Rezepte ausstellen.
Die nächsten Schritte würden dann von den Gesellschaftern „zeitnah festgelegt“, so die gematik. Stand heute sei vorgesehen, bei erfolgreich absolvierter erster Stufe – was von den Gesellschaftern per Beschluss zu bestätigen sei – drei Monate später, also ab 1. Dezember, „in diesen beiden Regionen verpflichtend und in sechs weiteren Bundesländern sukzessive die Einführung umzusetzen“. 2023 sollen dann die noch ausstehenden acht Bundesländer folgen – ob auf einen Schlag oder ebenfalls nach und nach, wird nicht konkretisiert.
Gassen: „Unsere Bedenken wurden gehört“
Bis zur verbindlichen, bundesweiten Einführung des E-Rezeptes seien „die medizinischen Einrichtungen in allen Regionen angehalten, von der Möglichkeit der E-Rezept-Ausstellung Gebrauch zu machen“, schreibt die gematik. Die Kassen seien bereits heute in der Lage, E-Rezepte zu verarbeiten, die Apotheken könnten spätestens ab 1. September digitale Verordnungen einlösen und abrechnen.
Von KBV-Seite wird der neue Einführungsfahrplan begrüßt. „Unsere Bedenken wurden gehört: Eine automatische und verpflichtende Einführung des E-Rezepts zum 1. September in zwei Bundesländern ist vom Tisch. Vielmehr wird es eine freiwillige Teilnahme von Pilotpraxen geben – und das unter klaren Rahmenbedingungen, die entscheidend dafür sind, wann und wie der weitere Rollout erfolgen wird“, lobt KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.
Wie es weiter heißt, habe das Bundesgesundheitsministerium den Beschluss eines mehrstufigen sowie erfolgsabhängigen Rollouts „ausdrücklich unterstützt und mitgetragen“.
Lauterbach: „Durchbruch“
Gesundheitsminister Karl Lauterbach kommentierte die neue Terminvorgabe zur arztseitigen Einführung der elektronischen Verordnung als „Durchbruch für die Digitalisierung“. Das E-Rezept, so der Minister weiter, werde sich „in der Praxis bewähren und dann schnell bundesweit Anwendung finden. Es ist der Beginn der überfälligen digitalen Revolution in unserem Gesundheitssystem.“