PATIENTENSTEUERUNG UND TELEMEDIZIN: HAUSARZT SOLL BUNDESWEIT ZUM LOTSEN WERDEN
Die hausarztzentrierte Versorgung soll nach Auffassung des Sachverständigenrats zur Regel werden. Für die Einschreibung sollen Patienten mit Nachlässen beim Kassenbeitrag belohnt werden. Nachgedacht wird auch über eine "Eintrittsgebühr" beim Facharzt, wenn der Patient ohne Überweisung kommt.
Zu einer bedarfsgerechten Versorgung gehört laut Sachverständigenrat auch die Steuerung der Patienten im Gesundheitssystem. Damit Notaufnahmen an den Kliniken künftig nicht mehr überlaufen, aber auch Facharztkapazitäten gezielter für die Patienten bereitstehen, die tatsächlich hier versorgt werden müssen.
Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) stärken: Die Gesundheitsweisen sprechen sich sehr deutlich für ein Primärarztsystem aus, auch wenn sie es nicht explizit so nennen. Die HzV soll ausgeweitet werden. Ein von allen Kassen verpflichtend anzubietender vergünstigter Wahltarif soll für Patienten einen finanziellen Anreiz zur Steuerung setzten.
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Kontaktgebühr: Für Facharztbesuche ohne Überweisung soll eine Kontaktgebühr eingeführt werden. Davon sollen Besuche beim Augenarzt, Gynäkologen, Psychiater und hausärztlichen Kinderärzten ausgenommen werden. Das Ganze soll durch eine Evaluation flankiert werden.
Gesundheitskompetenz fördern: Bereits in der Schule sollte "Gesundheit" gelehrt und ein Verständnis für die evidenzbasierte Medizin geschaffen werden. Gleichzeitig sollte die Transparenz für Patienten verbessert werden, die Gesundheitsweisen empfehlen daher den Aufbau eines nationalen Gesundheitsportals. Zusätzlich sollten Modelle und Studien zur partizipativen Entscheidungsfindung gefördert werden. Das beinhaltet auch den Einsatz von Decision Coaches.
Klinikrezepte: Klinikärzte sollten im Rahmen des Entlassmanagements künftig generell für eine Woche Verordnungen ausstellen dürfen. Dabei sollte der Medikationsplan gemeinsam mit einer Apotheke erstellt und mit dem Patienten besprochen werden. Hier greift der Sachverständigenrat dem elektronischen Medikationsplan innerhalb der Telematikinfrastruktur vor, der dies in Zukunft ebenfalls leisten soll, es mit seiner reinen Papierform aber bislang kaum schafft, niedergelassene Ärzte und Apotheker wirklich gut zu vernetzen.
Unterstützende Telemedizin: Die Gesundheitsweisen fordern die vernetzte, sektorübergreifende Patientenakte. Gleichzeitig sollte der Einsatz von Telemedizin und weiteren digitalen Anwendungen geprüft werden – mit einer eigenen Nutzenbewertung. (reh)