ORTHOPÄDEN SCHNEIDEN SICH FÜR NIEDERLASSUNG AM MEISTEN AUS DEN RIPPEN
Knapp 400.000 Euro mussten Orthopäden im Zeitraum 2019/2020 berappen, wenn sie den Schritt in die eigene Praxis wagten. Bei Hausärzten waren es rund 100.000 Euro, so eine Analyse von apoBank und Zi.
Düsseldorf. Orthopäden zahlten im Vergleich mit einem Dutzend anderer Fachgruppen im Zeitraum 2019/2020 mit im Schnitt rund 400.000 Euro am meisten für ihre Existenzgründung. Dabei mussten sie 292.200 Euro als Übernahmepreis berappen und weitere 111.500 Euro für weitere Investitionen in die Praxis. Psychotherapeuten und Psychiater wendeten mit im Schnitt 53.100 Euro am wenigstens für die Niederlassung auf – davon allein 40.800 Euro als Übernahmepreis. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Analyse von etwa 3100 durch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) begleiteten ärztlichen Existenzgründungen hervor, die die Standesbank zusammen mit dem Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung (Zi) ausgewertet hat.
Gynäkologen investierten im Zuge der Niederlassung demnach im Schnitt 223.600 Euro für die Praxisübernahme und weitere 79.800 Euro in zusätzliche Praxisinvestitionen, bei den Facharztinternisten beliefen sich die Werte auf 167.400 Euro für die Übernahme und 78.900 Euro für weitere Investitionen. Für die weiterhin untersuchten Facharztgruppen der Anästhesisten, Facharzt-Internisten Ophthalmologen, Chirurgen, Dermatologen, HNO, Pädiater, Nervenärzte und Neurologen sowie Urologen lägen keine belastbaren Daten vor, die veröffentlicht werden könnten, wie es auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“ hieß.
Hausärzte bevorzugen den BAG-Eintritt
Bei den 835 untersuchten Gründungen im Bereich der Hausärzte und Hausarzt-Internisten belief sich der durchschnittliche Übernahmepreis für die Praxis auf 103.800 Euro, für weitere Investitionen berappten sie im betrachteten Zeitraum 2019/2020 jeweils 65.500 Euro.
Mit 55 Prozent dominiert bei den Hausärzten immer noch die Einzelpraxis als Niederlassungsform. Ist eine Kooperation gewünscht, erfolgt am häufigsten der Eintritt in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG). In diesem Fall tritt ein bisheriger Praxisinhaber aus und verkauft seinen Praxisanteil an einen neuen Partner. Diese Art der Existenzgründung kostete hausärztliche Existenzgründer im Schnitt etwa 143.000 Euro, inklusive Ausgaben für Umbauten und Modernisierung. Ähnlich hohe Investitionen entstanden bei der kompletten Übernahme einer BAG durch mehrere Hausärzte – diese lagen bei etwa 144.000 Euro.
„Die große Bandbreite an Investitionen in ärztliche Praxisgründungen hat viele Ursachen. Es ist einerseits die unterschiedliche medizinisch-technische Ausstattung, die je nach Facharztrichtung erforderlich ist. Andererseits sind es die Lage, die Patientenstruktur sowie das Entwicklungspotenzial des Standortes, die den ideellen Wert der Arztpraxis maßgeblich beeinflussen. Es ist aber auch eine Frage der persönlichen Präferenz des Arztes oder der Ärztin, die häufig bereits eine Vorstellung von der eigenen Praxis haben, und letztendlich ihrer Bereitschaft, entsprechend in die eigene Praxis zu investieren“, interpretiert Daniel Zehnich, apoBank-Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik, die Ergebnisse.
Frauen dominieren Gründungsgeschehen
Die zunehmende Verweiblichung der Medizin spiegelt sich auch im aktuellen Existenzgründungsgeschehen wider. So belief sich der Frauenanteil bei den Niederlassungen im hausärztlichen Bereich auf 58 Prozent, bei den Fachärzten waren es bereits 62 Prozent. Wagte mit 32 Prozent das Gros der Hausärzte bereits im Alter von 36 bis 40 Jahre den Schritt in die Selbstständigkeit, geht ihn der Löwenanteil im fachärztlichen Bereich erst im Alter von 40 bis 45 Jahre (30 Prozent).