MFA-VERBAND STARTET WERTSCHÄTZUNGSOFFENSIVE
Göttingen. Niedriges Gehalt, fehlende Wertschätzung, hoher Stresslevel: Weil immer mehr Medizinische Fachangestellte fehlen, sieht der Verband Medizinscher Fachangestellter (VmF) die medizinische Versorgung in Deutschland stark gefährdet. Wie sich der Beruf stärken lässt, das hat der Verband in einer Resolution erarbeitet, die am Montag veröffentlicht wurde.
Die wichtigste Stellschraube ist demnach das Gehalt: Auch wenn zum 1. März der neue MFA-Tarifvertrag in Kraft getreten ist, arbeiteten viele Berufsangehörige im oder nur knapp über dem Niedriglohnbereich, heißt es. Andere Berufe im Gesundheitswesen würden durch branchenweite Mindestlöhne finanziell besser gestellt, z.B. in der Pflege. Auch verwaltende Tätigkeiten im Gesundheitswesen würden teilweise besser bezahlt als die Arbeit am Patienten.
Gebührenordnungen sollen Leistungen besser abbilden
Der VmF fordert in seinem Papier, die Gehälter erneut anzuheben und die Arbeitsbedingungen für MFA und ZFA zu verbessern. Dazu gehörten Gebührenordnungen, die die Leistungen des Praxispersonals besser abbilden. Wettbewerbsverzerrungen durch Abwerbung von Kliniken könnten somit verhindert werden.
Außerdem müsse die Rolle der Medizinischen Fachangestellten gestärkt werden. Schließlich übernehme das Personal bereits eine heute eine wichtige Schnittstellenfunktion. Laut Verband kann dabei die Digitalisierung helfen. Aber: Dafür müssten MFA und ZFA bereits bei der Entwicklung, Planung und Umsetzung neuer Anwendungen eingebunden werden, ist der VmF überzeugt. „Ihre Expertise ist bei der Weiterentwicklung der Digitalisierung und der Entbürokratisierung unverzichtbar.“
Aufwertung nach Berufsbildungsgesetz
Um die Stellung von MFA und ZFA als Gesundheitsberufe nach Berufsbildungsgesetz aufzuwerten, bedürfe es eines Bildungsgipfels, betonen die Autoren des Papiers. Auch diese Berufe bräuchten eine Gesundheitspersonalplanung, wie sie vom SVR Gesundheit und Pflege gefordert werden. Dafür müssten relevante Daten einheitlich gemeldet, erfasst und eine Registrierungspflicht geprüft werden.
Anerkennungsverfahren seinen zu vereinfachen und bundeseinheitlich zu regeln. Großen Wert legt der Verband unter Leistung von Präsidentin Hannelore König auf sprachliche Kompetenzen des Praxispersonals. Diese sollten als Voraussetzung für den Start in die Ausbildung gelten oder spätestens zum Berufseinstieg aufgebaut werden. Ein besonderer Fokus liegt auf Fördermaßnahmen in der Ausbildung. Dies beginne bei der Ausstattung der Berufsschulen und schließe die Qualifizierung der Lehrkräfte ein. Überbetriebliche Ausbildungsstätten könnten Betriebe entlasten. Wichtig: Die fachliche Anleitung in den Betrieben müsse durch die Qualifizierung von ausbildenden Fachkräften (AEVO oder Praxisanleitung) verbessert werden, um die hohe Zahl der Ausbildungsabbrüche zu reduzieren.
Weniger Stress und bessere Mitwirkung
Außerdem setzt sich der VmF dafür ein, die Stressbelastung für die Medizinischen Fachangestellten deutlich zu reduzieren. Dabei seien vor allem die Arbeitgeber gefordert: So müsse der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kleinbetrieben besonders beachtet werden. Der Ausbau von Führungsstrukturen und die Qualifikation der Führungskräfte sollte gefördert werden, um Teamführung zu verbessern. Weil in den Praxen die zunehmende Aggression durch Patienten ein großes Problem ist, müssten MFA und ZFA unter strafrechtlichem Schutz stehen.
Generell verlangt der Verband bei allen Angelegenheiten, die die Berufstätigkeit und Interessen der MFA und ZFA betreffen, in den gesetzlichen Gremien mitwirken zu können. Dies betreffe die Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie die Fachkräftesicherung, aber auch Fragen der medizinischen Versorgungsprozesse und deren Weiterentwicklung, wie beispielsweise Digitalisierung, Entbürokratisierung und neue Versorgungsformen.