MFA FACHKRÄFTEMANGEL: FELIX BURDA STIFTUNG & CO FORDERN BESSERE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR MFA
Refinanzierung der MFA-Kosten für Praxen analog zu der Regelung zu Pflegekräften in den Kliniken gegen den Fachkräftemangel? Genau das fordert ein Bündnis, in dem unter anderem MFA-Verband und der Berufsverband der Gastroenterologen vertreten sind.
München/Berlin. Kurz vor dem Start der diesjährigen Ausbildungskampagne für angehende Medizinische Fachangestellte (MFA) zum August respektive September fordert eine Allianz unter anderem aus Felix Burda Stiftung, dem Verband medizinischer Fachberufe (vmf) und dem Berufsverband der Gastroenterologen Deutschlands (bng) mehr Aufmerksamkeit für den akuten MFA-Mangel ein sowie konkrete Abhilfe.
Wie es in einem gemeinsamen Positionspapier vom Montag mit dem Titel „MFA? Keine da!“ heißt, drohe im Zuge der steigenden Nachfrage nach Vorsorge-Koloskopien bei zugleich rückläufigen MFA-Zahlen eine „ernsthafte Versorgungslücke“ – bei den Darmspiegelungen seien die Gastroenterologen auf assistierende MFA angewiesen, so der bng, der ebenfalls zu den Unterstützern der Kampagne zählt. Der akute MFA-Mangel gefährde somit die Krebs-Prävention in Deutschland.
Ursachen nicht nur im Gesundheitswesen zu verorten
In ihrem gemeinsamen Positionspapier, das unter anderem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zugeleitet werden solle, skizzieren bng-chef Dr. Ulrich Tappe, vmf-Präsidentin Hannelore König, Dr. Petra Lynen Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS), Dr. Berndt Birkner, Präsident des Netzwerks gegen Darmkrebs, sowie die beiden CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger und Emmi Zeulner in vier Forderungen einen Ausweg aus der Krise. Die Forderungen im Überblick:
Mehr Wertschätzung und faires Gehalt: Immer mehr MFA empfinden nach eigenem Bekunden eine fehlende Wertschätzung und denken immer häufiger darüber nach, dem Beruf in der Praxis den Rücken zu kehren, wie eine vmf-Mitgliederbefragung im vergangenen Jahr ergeben hat. „Es braucht daher eine stärkere Wertschätzung des Berufs seitens der ärztlichen Arbeitgeber, der politischen Entscheidungsträger und innerhalb der Gesellschaft. Diese drückt sich vorrangig, aber nicht nur, in einem fairen Gehalt aus.“
Zur Verbesserung der Situation sei eine attraktive Vergütung notwendig. Da die Spielräume der Praxen hinsichtlich der Vergütung ihrer Mitarbeiter begrenzt seien, bedürfe es somit einer leistungsgemäßen Anpassung. „Eine wichtige politische Maßnahme wäre, die Gegenfinanzierung der Personalkosten für MFA analog der Regelung für Pflegekräfte in den Kliniken sicherzustellen. Zudem ist eine regionale Anpassung der Gehälter (Ballungsgebiete) sowie eine Unterstützung bei Wohnungssuche und Kinderbetreuung erforderlich“, heißt es im Positionspapier.
Umfassende Novellierung der MFA-Ausbildung auf Bundesebene: Der jetzige MFA-Ausbildungsrahmen fußt auf dem im Jahr 2006 definierten Anforderungsprofil – allerdings haben sich die Arbeits- und Rahmenbedingungen für die Tätigkeiten in Praxis und MVZ massiv geändert. „Es benötigt eine Novellierung der MFA-Ausbildungsverordnung und eine Neudefinition des Gesundheitsberufs im Berufsbildungsgesetz (BBiG). Eine wichtige Stellschraube ist dabei die Qualität der Ausbildung. Grundlage für die Ausbildung ist das Berufsbildungsgesetz, da sich in den Praxen in der Regel MFA als ausbildende Fachkräfte um die Auszubildenden kümmern. Auch die Ausbildung dieser Fachkräfte muss gestärkt und ausbildende Betriebe müssen entlastet werden“, fordert die Allianz.
Stärkere Kommunikation der Vielseitigkeit des MFA-Berufs: Seit 2019 werde der MFA-Beruf bei der Bundesarbeitsagentur als Engpassberuf geführt. Daher bestehe auch in diesem Feld Handlungsbedarf: „Umso wichtiger ist deshalb eine realistische Vorstellung des Berufs sowie eine umfassende Beschreibung der vielseitigen Aufgaben von MFA“, moniert die Phalanx.
Eine wichtige Rolle spiele hier die Aufklärung über Aufstiegsmöglichkeiten und Fortbildungen beispielsweise in Mittelschulen und auf Berufsmessen. Der Beruf sei attraktiv und vielseitig, das Image sei es leider noch nicht.
Verbesserung von schulischen Qualifikationen: Von Arztpraxen, aber auch vmf-seitig ist immer wieder zu hören, viele Bewerberinnen und Bewerber um eine MFA-Ausbildungsstelle könnten aufgrund mangelnder Qualifikationen nicht berücksichtigt werden. „Die Mindestvoraussetzungen zur Ausbildung müssen die Schulen leisten. Auch müssen wichtige Kompetenzen, die zur Durchführung des MFA-Berufs zentral sind, bereits in den Real- und Mittelschulen vermittelt werden. Neben der fachlichen Eignung sind dies soziale Fähigkeiten und Belastbarkeit“, heißt es in dem Positionspapier.
Auf Nachfrage der Ärzte Zeitung zieht vmf-Präsidentin Hannelore König ihr persönliches Fazit nach Veröffentlichung des gemeinsamen Positionspapiers: „Bereits bei der Berufswahl sollten junge Menschen über die vielfältigen Aufgaben als Medizinische Fachangestellte realistisch aufgeklärt werden. Der Beruf ist attraktiv, aber auch anspruchsvoll. Die Stressbelastung ist hoch und vergleichbar mit anderen Gesundheitsberufen.“ Über Aufstiegsfortbildungen bis zum Studium gebe es inzwischen viele Möglichkeiten, die sich auch finanziell lohnen, denn Fortbildung verknüpft mit der Übernahme von mehr Verantwortung werde im Gehaltstarifvertrag durch die Eingruppierung in eine höhere Tätigkeitsgruppe belohnt, so König weiter. Sie empfiehlt: „Ärztinnen und Ärzte sollten Auszubildenden bereits bei der Akquise diese Perspektiven aufzeigen und mit Karrierepfaden in der Praxis werben.“