HONONARVERHANDLUNG BEENDET: 3,85 PROZENT MEHR GELD FÜR VERTRAGSÄRZTE
Am Ende gestand die Kassenseite mehr als das Doppelte dessen zu, womit sie in die diesjährige Verhandlungsrunde gestartet war. Aus KBV-Perspektive trotzdem „kein Grund zum Jubeln“.
Berlin. Die diesjährigen Honorarverhandlungen sind abgeschlossen: Der Orientierungswert steigt demnach kommendes Jahr um 3,85 Prozent (auf 12,3934 Cent). Darauf habe man sich jetzt im Bewertungsausschuss geeinigt, so GKV-Spitzenverband und KBV am Montagmittag. Das Plus bedeute rund 1,7 Milliarden Euro mehr für die ambulante Versorgung, heißt es.
Der Kassenverband hatte zunächst lediglich 1,6 Prozent mehr Geld angeboten. Vize-Vorsitzende Stefanie Stoff-Ahnis erklärte jetzt, mit der Honorarerhöhung „reagieren wir auf die aktuelle Ausgabensituation in den Arztpraxen und berücksichtigen auch die äußerst angespannte Finanzsituation der Krankenkassen“.
Ärzteverbände wie HÄV, SpiFa und MEDI hatten anlässlich der diesjährigen Honorarverhandlungen eine „spürbare Anhebung des Orientierungswertes“ gefordert, um allgemeine Kostensteigerungen und insbesondere Tariferhöhungen der MFA-Gehälter – zuletzt +7,4 Prozent – aufzufangen.
Virchowbund sieht eine „faktische Nullrunde“
Ob das mit dem nun erzielten Kompromiss gelungen ist, kann bezweifelt werden. Kommentar des KBV-Vorsitzenden Dr. Andreas Gassen: Das Verhandlungsergebnis sei „kein Grund zum Jubeln und wird von vielen als unzureichend empfunden werden“. Zugleich wertet auch Gassen die Einigung als Beleg „für die gemeinsame Verantwortung von KBV und GKV in einem sehr schwierigen politischen Umfeld“.
Anders der Virchowbund. Das Ergebnis bedeute eine „faktische Nullrunde“ und wirke wie ein „Frühverrentungsprogramm für Praxisärzte“. Allenfalls die Personalkostensteigerungen der Praxen würden darin abgebildet. Es trage nicht dazu bei, die Generation der Babyboomer möglichst lange in den Praxen zu halten und, so der Ärztebund weiter, sei gleichzeitig „ein Hemmschuh für die junge Arztgeneration beim Einstieg in die ambulante Medizin“.
Der Hartmannbund bezeichnete das Ergebnis als „insgesamt enttäuschend“. Die Steigerung um 3,85 Prozent decke „nicht annähernd“ die durch die Inflation bedingten Kostensteigerungen der vergangenen zwei Jahre ab. „Damit sind die Realeinkommen in den Praxen gesunken und die ambulante Versorgung ist weiter geschwächt“, heißt es in einer Erklärung des Verbands.
Mit ähnlichem Tenor äußerte sich die KV Berlin. „Dieses Ergebnis ist weit davon entfernt, uns Ärztinnen und Ärzte zufriedenzustellen“, heißt es in einer Mitteilung des KV-Vorstands. Der ambulante Bereich müsse finanziell gut ausgestattet werden, damit er für junge Ärztinnen und Ärzte weiter attraktiv bleibt. „Sonst ist nämlich niemand mehr da, der die gewünschte und aktuell vorangetriebene Ambulantisierung auch umsetzt“, so der Vorstand. (cw/af/fst)