ARZTHONORAR: MFA FORDERN, PERSONALKOSTEN AUSZUGLIEDERN
Die Fachangestellten fordern, dass auch in den Praxen die Personalkosten aus der Vergütung ausgegliedert werden. Der Grund: Zu viele MFA wandern mittlerweile in andere Berufe ab.
NEU-ISENBURG. Bundesweit unterstützen rund 441.000 Medizinische Fachangestellte (MFA) Ärzte und medizinische Einrichtungen bei der Patientenversorgung. Bereits ein Viertel ist jedoch nicht mehr in den Arztpraxen tätig. Sie arbeiten in Kliniken, Pflegeeinrichtungen oder sogar bei der Industrie. Ganz einfach, weil dort besser bezahlt wird.
Der Verband der medizinischen Fachberufe (VmF) fordert daher von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass – analog zur Ausgliederung der Pflegekosten in den Kliniken – auch die Personalkosten in den Praxen getrennt vom ärztlichen Honorar vergütet und Tarifsteigerungen voll finanziert werden. "Wir haben den Gesundheitsminister bereits angeschrieben, aber noch keine Antwort erhalten", sagt Heike Rösch vom Pressebüro des VmF im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Der Verband moniert, dass von der Politik zwar die Ärzte gesehen würden, nicht aber das Praxispersonal. Hier würden zunehmend wichtige Ressourcen verloren gehen. Mit der Forderung verbindet der VmF die Hoffnung, dass sich auf diese Weise künftig auch höhere Tarifabschlüsse durchsetzen lassen.
Die Fachangestellten haben seit den letzten Tarifverhandlungen, die ihnen sukzessive drei Gehaltserhöhungen brachten – die letzte in diesem April –, zwar endlich die Zehn-Euro-Grenze beim Bruttostundenlohn für Berufseinsteiger (Tätigkeitsgruppe I, seit April 11,28 Euro) geknackt, ihre Einkommen lägen aber vielfach unter denen des nichtärztlichen Personals in den Kliniken, kritisiert ihr Berufsverband.
Im Vergleich: So viel bekommen MFA und Pflegekräfte
Fachkräfte in der Krankenpflege kommen nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Schnitt etwa auf ein monatliches Bruttoeinkommen von 3239 Euro, in der Altenpflege sind es 2612 Euro.
Eine MFA, die zur nichtärztlichen Praxisassistentin (NäPA), hausärztlichen Versorgungsassistentin (VERAH) oder in Palliativmedizin weitergebildet ist und delegierbare medizinische Zusatzaufgaben übernimmt, bekommt nach Tarif hingegen erst im neunten Berufsjahr 2611,67 Euro (Tätigkeitsgruppe IV). Ab dem 17. Berufsjahr sind es rund 2971 Euro.
Die Ausbildungszahlen in den Praxen seien noch relativ stabil, berichtet Rösch. Doch auch hier würden Praxen merken, dass der Nachwuchs fehle. Es trifft vor allem die neuen Bundesländer.
Der VmF kann selbst zwar keine Durchschnittsgehälter für MFA benennen, laut Rösch gibt aber das Portal gehaltsvergleich.com einen guten Einblick. Die Daten würden dem entsprechen, was die MFA auch dem Verband berichten. Dort liegt der bundesweite Mittelwert fürs MFA-Monatsgehalt bei 2318 Euro (Datenbasis: 2370 Datensätze von MFA).
Gehalts-Unterschiede zwischen Ost und West
In den neuen Ländern sind es eher unter 2000 Euro. So verdienen MFA in Brandenburg im Mittel 1943 Euro, in Sachsen 1920 Euro, in Sachsen-Anhalt 1901 Euro, in Thüringen 1835 Euro und in Mecklenburg-Vorpommern 2051 Euro pro Monat. Während sie in Bayern im Mittel auf 2472 und in Bremen sogar auf 2740 Euro kommen.
Dabei haben die MFA noch nicht einmal, wie etwa die Pflege, das Problem, dass der Tarifvertrag nicht gelebt wird. Eine Umfrage des VmF aus dem vergangenen Jahr zeigt, dass bundesweit rund 70 Prozent der Praxen tarifgebunden sind – und selbst wenn sie es nicht sind, zahlen sie selten unter Tarif. Nur elf Prozent der MFA gaben an, weniger als im Tarif vorgesehen zu bekommen. Laut VmF muss daher an anderer Stelle nachjustiert werden.