ANALYSE: HAUSÄRZTE SIND ERSTE ANLAUFSTELLE FÜR ZWEITMEINUNG
Dass Patienten eine zweite Meinung einholen, finden viele Ärzte hierzulande gut – das sagte eine Studie aus. Insbesondere sprechen sich die Mediziner für zweite Meinungen bei Krebs und Hüftgelenkersatz aus.
Hamburg. Ärzte in Deutschland sind grundsätzlich aufgeschlossen für Zweitmeinungen und würden eine Ausweitung begrüßen. Insbesondere für Patienten mit Krebserkrankungen und für chronisch Kranke halten Ärzte Zweitmeinungen für sinnvoll.
Eine Studie im Auftrag der Stiftung Gesundheit zeigt aber auch, dass insbesondere Hausärzte schon heute ohne Zweitmeinungsverfahren als Anlaufstelle für eine Einschätzung der Befunde von Kollegen fungieren.
2833 Ärzte haben sich an der Studie aus der Reihe „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit“ beteiligt, zwei Drittel von ihnen sind mit den Indikationen und dem Prozedere zur Zweitmeinung vertraut. Weniger als ein Zehntel der Teilnehmer war das Zweitmeinungsverfahren nicht bekannt.
16 Prozent halten Zweitmeinungen für überflüssig
„Ich begrüße Patienten, die über den Tellerrand schauen, auch wenn ich selbst und meine Meinung dadurch betroffen sind“. Diese Aussage eines Arztes im Freitextfeld der Studie steht beispielhaft für die Aufgeschlossenheit von Ärzten gegenüber Zweitmeinungen. Nur 16 Prozent sind laut Studie der Ansicht, dass die ärztliche Kompetenz Zweitmeinungsverfahren grundsätzlich überflüssig macht.
Die Aufgeschlossenheit spiegelt sich auch in anderen Antworten wider: Über 70 Prozent Ärzte stimmen der These zu, dass Zweitmeinungen in der Regel komplexe Therapieentscheidungen verbessern, nur 12,6 Prozent stimmen dieser These nicht zu.
Etwas mehr als die Hälfte der Ärzte (53 Prozent) halten Zweitmeinungen für „generell sinnvoll“. Eine Belastung des Vertrauensverhältnisses zum Patienten befürchten nur 23 Prozent.